Darlin
Darlin ist im November 2012 geboren, hatte seine Besitzerin widerholt gebissen und dieses mal so schwer verletzt, das die Dame in ein Krankenhaus und Darlin in ein Tierheim musste. Er galt, auch aus meiner Sicht, als gefährlich und verständlicher Weise als unvermittelbar. Deshalb nahmen wir ihn im August 2020 auf.
Er war einer der absoluten Ausnahmefälle bei denen ich auf einen Test (mit gesicherten Bedingungen für Mensch und Tier) nicht verzichten wollte. Mir war es wichtig ihn einmal in Aktion zu sehen um mir einen Eindruck seiner Intention zu verschaffen. Das war der erste Schritt auf dem langen Weg Darlin zu helfen.
Und in der Tat hatten wir noch nie einen Hund so aus dem „Nichts“ zubeißen sehen. Auffällig war auch, das seine Beißattacke etwas „fremdgesteuertes“ hatte. Er biss unkontrolliert und mit einer enormen Intensität viele, viele Male hintereinander zu. Seine Körperanspannung erschien sehr ungewöhnlich und befremdlich. Danach ging er, wie umgeschaltet, sofort wieder in seine Beschäftigung über.
Eine weitere Auffälligkeit: er fraß mit regelrechter Gier den Kot seiner Artgenossen, runtergefallene Papiertaschentücher, Holz, Sand, Küchenpapiertücher, Blumenerde. Was zur Folge hatte das er, je nach dem was er ergattern konnte, abwechselnd unter Durchfall und Verstopfung litt.
Darlin hätte all diese Dinge aufs Bitterste verteidigt, wäre man nur in seine Nähe gekommen, oder hätte gar den Versuch gestartet ihm davon etwas abzunehmen.
Hinzu kam, dass ihn seine Gelenke arg zu schmerzen schienen, auch war seine Haut nicht in Ordnung (weshalb er schon im Tierheim Schmerzmittel und ein spezielles Futter bekam).
Alles in Allem ein Grund hier auch an eine neuronale Störung, bzw. eine neurodegenerative Erkrankung ( z.B. durch eine Schwermetallbelastung) zu denken. Wir ließen die Werte bestimmen (im Morgenurin und Vollblut nachzuweisen). Das war der zweite Schritt.
Und tatsächlich ergaben die Untersuchungen eine auffällige Schwermetallbelastung. Somit begann der dritte Schritt: der lange Weg einer Ausleitung mit all seinen Höhen und Tiefen.
In dieser Zeit ging es hauptsächlich darum jene Menschen, die notwendigerweise mit ihm in Kontakt kamen, zu schützen und ihnen … genauso wie ihm … trotzdem ein stressfreies Dasein zu ermöglichen. Ich selbst nutzte die Zeit um eine gute Beziehung zu ihm aufzubauen, die wichtigste Voraussetzung für ein gesundes Vertrauensverhältnis.
Erst als Darlin deutlich entspannter wurde (seine Laborwerte hatten sich parallel dazu um einiges verbessert) begann die Arbeit an seinen Themen. Das war der Start in die Welt der neuen Erfahrungen.
Darlin lebt nun schon seit 3 Jahre bei uns. Wir hatten in dieser Zeit keinen einzigen Beißvorfall.
Auch Dank aller Helfer, die seine Bedürfnisse bzw. seine individuelle Persönlichkeit von Beginn an respektierten und heute noch respektieren.
Seine Haut hat sich, genauso wie sein Nervensystem, beruhigt. Er reagiert wesentlich gelassener auf sein Umfeld, lässt sich seinen Napf von mir wegnehmen und frisst längst nicht mehr sämtlichen Unrat.
Warum ich ihm nicht auch das gestreichelt und geknuddelt werden antrainiert habe? Weil ich dazu ehrlich gesagt keine Notwendigkeit sehe. Er muss nichts erdulden was ausschließlich meinem Wunsch bzw. meinem Wohlbefinden dient.
Er lässt sich problemlos an und ab leinen. Das reicht vollkommen.
Darlin ist ein gutes Beispiel um aufzuzeigen, das die Ursache für aggressives Verhalten nicht zwingend an einer falschen Erziehung durch die Besitzer bzw. der betreuenden Menschen liegen muss. Auch dafür, dass Geduld und Vertrauensaufbau zwar die wichtigsten, aber manchmal nicht die einzig nötigen Bausteine zum Erfolg sind. Eine Schwermetallbelastung kann, genauso wie bei Menschen, für erheblichen Schaden sorgen, wenn sie nicht entdeckt und behoben wird.
Darlin steht nicht zur Vermittlung.