Hunde aus der Smeura
Das Tierheim SMEURA liegt in einem Waldgebiet bei Pitesti in Rumänien und beherbergt nahezu 6.000 Hunde. Die SMEURA ist, laut Guinness-Buch, derzeit das größte Tierheim der Welt. Das Gelände ist ca. 4,5 Hektar groß und war ehemals eine Fuchsfarm. Im Jahr 2005 wurde das Grundstück vom Verein „Tierhilfe Hoffnung-Hilfe für Tiere in Not e.V.“ erworben. Seit über 19 Jahren arbeitet dieser Verein vor Ort in Rumänien und wird seit Anbeginn seiner Tierschutzarbeit immer wieder mit erneuten, von Politikern angeordneten Tötungsaktionen der Straßenhunde konfrontiert. Im Tierheim werden die Hunde, die vor dem Zugriff der städtischen Hundefänger-Mafia und somit vor Massentötungen gerettet werden konnten, gefüttert, medizinisch versorgt, kastriert und nach Möglichkeit vermittelt.
Text in Anlehnung an https://www.tierhilfe-hoffnung.com, Stand 10.2020
Wir befassten uns einige Monate mit den Berichten zu der SMEURA. Nach längerer Recherche stand der Entschluss fest: Wir mussten uns direkt vor Ort ein Bild der Lage machen und reisten Ende 2019 nach Rumänien. In der Smeura angekommen sprengte der Anblick dieser riesigen Anlage jedoch den Rahmen all dessen, was wir uns vorstellen konnten. Tausende Hundeseelen in Zwingern zu sehen und zu hören, darunter alte und geschwächte Tiere, hunderte Welpen. Es war unfassbar. Ein Anblick, der (trotz wochenlanger, emotionaler Vorbereitung) eine regelrechte Ohnmacht in uns auslöste. Fast stündlich wurden neue Hunde gebracht. Darunter abgemagerte und kranke Tiere, Hündinnen mit ihren Welpen, die am Straßenrand gefunden wurden. Sie wurden von ihren Eigentümern abgegeben, herrenlos aufgefunden und mit in einem Transporter in die SMEURA gebracht. Irgendwann fehlten uns einfach nur noch die Worte. Die Neuankömmlinge wurden tierärztlich begutachtet, versorgt und registriert. Anschließend wurden sie in die Anlage oder zur Krankenstation gebracht, wo man sie weiter versorgte. Am schwersten zu ertragen war der Anblick abgezehrter Hündinnen mit ihren vielen Welpen oder jene Winzlinge, die ohne Muttertier gebracht wurden.
Das anfängliche Gefühl der Ohnmacht wandelte sich jedoch nach einigen Stunden in ein Gefühl der Hoffnung, denn wir sahen, wie gut strukturiert die Tierschützer mit dieser Flut an Hunden umgingen. Wir sahen Frauen und Männer mit Schubkarren an die Ausgabe der Futterstelle fahren, wo sie hunderte von Kartons öffneten und sie dann in den Gehegen so verteilten, das keiner der Hunde zu kurz kam. Und das bei 6.000 Hunden!
Hoffnung weckte auch das Projekt der Tierschützer/innen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Grundschulen zu besuchen, um Kindern im Unterricht einen respektvollen und achtsamen Umgang mit Hunden zu vermitteln. Wir hatten großes Glück, denn wir konnten einer solchen Unterrichtsstunde beiwohnen. Ein wirklich effektiver Ansatz, mit viel Herz und Verstand vorbereitet.
Ebenso hoffnungsvoll stimmte uns auch das Kastrationsprojekt. Es zählt, genau wie das Schulprojekt, zu den wichtigsten Maßnahmen der Tierschützer in Sachen Aufklärung. Denn durch das Angebot der kostenlosen Kastration wurden in der Tat die ersten Schritte getan, um die Flut an neugeborenen Welpen einzudämmen. Uns wurde berichtet, dass immer mehr Hundebesitzer dieses Angebot bereits annehmen, wenn auch leider (noch) nicht in den abgelegenen Dörfern, obschon es gerade dort am notwendig ist. Im späten Nachmittag sahen wir den Rettungswagen. Sein Einsatz besteht darin, angefahrene oder anderweitig körperlich beeinträchtigte Hunde in die SMEURA zu transportieren. Man erzählte uns traurige und erschütternde Berichte aus vergangenen Einsätze. Die Frage, welche und wie viele Hunde wir aus der SMEURA in unseren Verein aufnehmen würden, glich einem Tropfen Wasser, der auf den heißen Stein trifft. Das Gefühl, Hunde zurückzulassen, war nur schwer zu ertragen. Wir mussten uns bewusst auf unsere Auswahl konzentrieren – auf das, was wir Dank Euch Mitglieder und Unterstützer von Augen-Blick leisten konnten.
An dieser Stelle möchten wir Euch von Herzen danken! Nur durch Eure treue Unterstützung waren wir überhaupt in der glücklichen Lage, Hunde aus der SMEURA aufzunehmen.
Zuhause angekommen sammelten wir weiteres Hilfsmaterial für die Krankenstation und schickten dieses zügig auf den Weg in die Smeura.
Im Rückblick gebührt unser Respekt den Tierschützern Rumäniens. Was diese Menschen dort leisten, ist mit bloßen Worten nicht zu erfassen. Inmitten dieser Flut aus Leid und Elend den Überblick und die Hoffnung nicht zu verlieren, weiter motiviert und handlungsfähig zu bleiben, das bedarf einer unglaublich kraftvollen Vision.
Was einst Ute Langenkamp erschuf, lebt weiter durch das Ehepaar Schmidt und alle ihre Helfer/innen.
Mit jeder Spende, jedem Projekt, jeder geretteten Hundeseele verbessert sich die Welt der Hunde in Rumänien. Wir behalten die SMEURA in unseren Herzen, denn sie ist ein so wunderbares und positives Beispiel für all das, was schon ein einziger Mensch mit einer Vision in Gang setzen kann. Eine Vision, die aus der Liebe zum Leben heraus entstanden ist.