Campino
Rüde, Ridgeback-Mischling
*15.06.2010 +27.04.2014
Campino starb am Sonntag, 27.04.2014 an den Folgen eines Hirntumors. Leider haben wir diesmal den Kampf um ihn verloren. Es ist unglaublich bitter einen so jungen Hund zu verlieren. Das Heim war seine Unterkunft, die treuen Freunde seine Familie.
Autobiographie eines Tierheimhundes
Eine wahre Geschichte
Wenn ihr meine Lebensgeschichte lest, bin ich schon vor einigen Monaten über die Regenbogenbrücke gegangen. Ihr denkt jetzt vielleicht, oh wie traurig, dann hat diese Geschichte ja kein happy end; aber ich bitte euch , lest trotzdem weiter. Denn irgendwie hat mein Leben – aus meiner Sicht – doch noch ein gutes Ende genommen.
Aber von Anfang an!
Vor vier Jahren erblickte ich als Mischlingshund das Licht der Welt. Ich entwickelte mich zu einem kraftvollen Hund mit viel Lebensenergie und einer einzigartig starken Persönlichkeit. Doch mein Leben in meinem menschlichen Rudel dauerte nicht allzu lange. Meine Menschen brachten mich ins Tierheim, ein entsetzlicher Schock für mich. Ich liebte meine Menschen und war ihnen treu. Nie hätte ich sie verlassen! Aber anscheinend war dies umgekehrt nicht der Fall. Sie machten sich offenbar keine Gedanken darüber, wie es mir ging. Waren meine Gefühle ihnen nicht wichtig oder dachten sie im Ernst, ich sei nur ein Hund ohne Seele? War es ihnen einfach gleichgültig, was aus mir wurde? Was hatte ich nur falsch gemacht, dass sie es übers Herz brachten, mich einsam und alleine in einem Zwinger in einem Tierheim zurückzulassen?
Oder sind es wohl Menschen, die keinerlei Mitgefühle für uns Tiere empfinden?
All diese Gedanken und den unendlichen Schmerz, der mich quälte, konnte ich als Hund natürlich nicht in die Welt hinausschreien, jedenfalls nicht in der Art und Weise, dass die Menschen mich verstanden. Und als Geschöpf mit eigener Persönlichkeit und starkem Charakter konnte ich mich auch nicht zu einem Schoßhündchen verbiegen lassen. So galt ich schon bald als schwieriger, kaum vermittelbarer Hund. Ich bin sicher, irgendwo auf dieser Welt gab es bestimmt Menschen, die mit mir glücklich geworden wären, aber leider fanden wir in diesem Leben nicht zusammen. So war mein weiteres Leben als Langzeitinsasse hinter Gittern besiegelt.
Wie so ein Leben im Tierheim aussieht, nein, das möchte ich euch wirklich nicht weiter beschreiben. Für mich bedeutete es Tag für Tag Stress pur und je länger der Zustand andauerte, desto größer und unbeherrschbarer wurde der Stress für mich. In solchen Zuständen erschien ich den Menschen oft als völlig unberechenbar. Nur wenige Menschen, die sich in mich hineindenken konnten, ließ ich noch an mich heran. Sie zeigten mir, dass ich etwas Wertvolles für sie war. Sie brachten mir Liebe und Respekt entgegen, schenkten mir ihre Zeit und brachten Abwechslung in meinen Tierheimalltag. Sie nahmen mich mit, um mit mir etwas zu unternehmen und u.a. eine Hundeschule zu besuchen. Sie bereicherten mein Leben und ich konnte so viele positive Lebenserfahrungen sammeln.
Ich war glücklich, mit anderen Hunden über eine Wiese zu rennen. Auch Autofahren lernte ich zu genießen. Aber das Allergrößte für mich war das Gefühl, geliebt zu werden, in den Arm genommen zu werden und gemeinsam in der Sonne zu liegen. Wir wurden echte Freunde, fast wie eine Familie. Nur meine Unterkunft blieb weiterhin das Tierheim.
Die Zeit verging und irgendwann begann mein Körper sich zu verändern, obwohl ich im besten Hundealter war. Es ging mir immer schlechter. Ich konnte nicht mehr gut sehen und hören. Die Menschen, die mich wertschätzten, bemerkten meine Veränderung, ließen mich in einer Tierklinik mit großen Apparaturen untersuchen. Sie wünschten mir von ganzem Herzen, dass ich noch weiter leben durfte. Aber die Diagnose eines Hirntumors bei mir ließ sie sehr traurig werden. Keiner konnte diese Krankheit aufhalten, das war allen klar.
Sollte ich meine letzten Lebenstage krank und allein hinter Gittern sterben? Oder sollte mein Leben sofort beendet werden?
Nein, denn richtige Freunde gehen mit einem durch dick und dünn! So empfand ich es als großes Glück, dass mich eine Freundin, zu der ich seit langem Vertrauen entwickelt hatte, mit nach Hause nahm. Dort durfte ich die letzte Zeit meines Lebens entspannt und ruhig leben, natürlich mit intensiver tierärztlicher Versorgung. Oft besuchten mich meine anderen menschlichen Freunde aus Tierheimzeiten. Sie verbrachten viele Stunden bei mir und mit mir. Ich wurde umsorgt und genoss ihre Zuwendung und Liebe. Auch in meiner letzten Stunde waren sie alle bei mir. So konnte meine Seele in Frieden über die Regenbogenbrücke gehen.
Und zum guten Schluss: Ich bin ganz sicher, dass ich für immer mein Zuhause in den Herzen meiner Familie, Chantal, René, Isabella und Passie, gefunden habe.
Ich habe Euch meine Geschichte erzählt, voller Hoffnung, dass alle unglücklichen Hundeseelen Menschen finden, die sie mit ihrer Kraft unterstützen, die ihnen Verständnis entgegen bringen, Geduld und Liebe. Denn damit kann sich auch ihr Leben, sei es auch noch so steinig oder gar kurz wie das meinige, zum Positiven wenden!
Text und Umsetzung der Berichte über Campino: Annette Behler
Fotos: Chantal Baum, I. Reitz-Hellwig